
Entgegen der öffentlichen Debatte liegt die Zukunft der Erntesicherung nicht in der umstrittenen Einführung artfremder Gene, sondern in der präzisen Optimierung des bereits vorhandenen Erbguts unserer Kulturpflanzen.
- Moderne Genom-Editierung (CRISPR) ist eine gezielte „Korrektur“, die von einer natürlichen Mutation nicht zu unterscheiden ist, im Gegensatz zum zufälligen Einbau von Fremd-DNA bei klassischer Gentechnik.
- Die Züchtungsziele fokussieren sich auf konkrete lokale Probleme wie Dürretoleranz in Brandenburg, statt auf eine pauschale Herbizidresistenz.
Empfehlung: Bewerten Sie neue Technologien anhand ihrer spezifischen Funktionsweise und ihres konkreten Nutzens für die Landwirtschaft, anstatt pauschale Urteile unter dem Label „Gentechnik“ zu fällen.
Hitzewellen, Dürreperioden und Starkregen – die Auswirkungen des Klimawandels sind für deutsche Landwirte längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern eine handfeste existenzielle Krise. Jedes Jahr wird es schwieriger, die Ernten und damit unsere Ernährungsgrundlage zu sichern. In der öffentlichen Diskussion prallen dabei oft zwei Welten aufeinander: die Forderung nach einer rein biologischen Landwirtschaft und der Verweis auf technologische Lösungen. Insbesondere der Begriff „Gentechnik“ ist in Deutschland negativ besetzt und wird schnell mit umstrittenen, herbizidresistenten Maissorten globaler Konzerne gleichgesetzt. Dieser verständliche Skeptizismus übersieht jedoch eine entscheidende technologische Revolution, die in den letzten Jahren stattgefunden hat.
Die wahre Innovation liegt nicht mehr darin, artfremde Gene in eine Pflanze einzuschleusen. Die moderne Pflanzengenetik hat Werkzeuge wie die Genschere CRISPR/Cas entwickelt, die eher einem präzisen chirurgischen Eingriff gleichen. Statt etwas Fremdes hinzuzufügen, ermöglichen sie es, das vorhandene Erbgut einer Pflanze gezielt zu „reparieren“ oder zu optimieren – quasi die natürliche Evolution im Zeitraffer. Dieser Artikel differenziert daher bewusst zwischen der „alten“ Gentechnik und der modernen Genom-Editierung. Wir analysieren, wie diese präzisen Methoden konkret helfen können, deutsche Nutzpflanzen wie Weizen und Mais widerstandsfähiger gegen die lokalen Klimaextreme zu machen, welche Risiken dabei bestehen und wie strenge deutsche Prüfverfahren die Sicherheit gewährleisten.
Für alle, die ein visuelles Verständnis bevorzugen, bietet das folgende Video eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Funktionsweise von CRISPR am Beispiel von Weizen und verdeutlicht das Potenzial dieser Technologie für die Landwirtschaft.
Um diese komplexen Zusammenhänge zu verstehen, haben wir diesen Artikel klar strukturiert. Jeder Abschnitt beleuchtet eine spezifische Frage, um Ihnen ein faktenbasiertes und differenziertes Bild der modernen Pflanzengenetik und ihrer Rolle für die deutsche Ernährungssicherheit zu vermitteln.
Inhaltsübersicht: Pflanzengenetik als Antwort auf den Klimawandel
- Warum braucht klassische Weizenzüchtung 12 Jahre, während CRISPR nur 3 Jahre benötigt?
- Wie unterscheidet sich Genom-Editierung von klassischer Gentechnik in der Praxis?
- Roundup-Ready vs. dürretoleranter Mais: Welche Eigenschaft rettet mehr Ernten in Brandenburg?
- Die 3 Szenarien, wie gentechnisch veränderte Rapssorten in 5 Jahren deutsche Wildpflanzen kontaminieren
- Wie testen deutsche Behörden neue Sorten 7 Jahre lang, bevor sie auf Felder dürfen?
- Wie reduziert Precision Farming den Düngemitteleinsatz um 35% ohne Ertragsverlust?
- Wie korrigiert eine einmalige Gentherapie-Infusion lebenslang Hämophilie?
- Wie steigern deutsche Landwirte Erträge um 25% bei 30% weniger Pestizideinsatz?
Warum braucht klassische Weizenzüchtung 12 Jahre, während CRISPR nur 3 Jahre benötigt?
Die klassische Pflanzenzüchtung ist ein bewährtes, aber langwieriges Verfahren, das auf den Prinzipien von Kreuzung und Selektion beruht. Ein Züchter wählt zwei Elternpflanzen mit gewünschten Eigenschaften aus – beispielsweise eine Sorte mit hohem Ertrag und eine andere mit guter Trockenresistenz. Nach der Kreuzung entsteht eine neue Generation, aus der die Nachkommen mit der besten Kombination beider Merkmale über viele Jahre hinweg mühsam ausgelesen werden. Dieser Prozess ist stark vom Zufall abhängig und muss über mehrere Generationen wiederholt werden, um die neuen Eigenschaften stabil im Erbgut zu verankern. Für eine neue Weizensorte kann dieser Zyklus leicht 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen – eine Zeitspanne, die angesichts der rasanten Klimaveränderungen zu lang ist.
Hier setzt die Genom-Editierung mit CRISPR/Cas an. Statt auf den Zufall bei der Kreuzung zu hoffen, können Wissenschaftler das Gen, das für eine bestimmte Eigenschaft (wie Dürretoleranz) verantwortlich ist, direkt identifizieren. Die Genschere CRISPR ermöglicht es dann, dieses Gen gezielt anzusteuern und eine winzige Veränderung vorzunehmen, die die gewünschte Eigenschaft aktiviert oder verbessert. Dieser Eingriff ahmt eine natürliche Mutation nach, wie sie auch spontan in der Natur vorkommt, beschleunigt den Prozess aber dramatisch. Da keine langwierigen Rückkreuzungen nötig sind, um unerwünschte Gene wieder loszuwerden, kann die Entwicklungszeit einer neuen, angepassten Sorte auf etwa zwei bis drei Jahre verkürzt werden.

Diese Beschleunigung ist der entscheidende Vorteil. Sie erlaubt es der Landwirtschaft, proaktiv auf neue Herausforderungen wie neue Pilzkrankheiten oder längere Trockenperioden zu reagieren, anstatt nur mit jahrelanger Verzögerung reagieren zu können. Es ist kein Ersatz für die klassische Züchtung, sondern ein hochpräzises Werkzeug, um diese gezielt zu beschleunigen.
Wie unterscheidet sich Genom-Editierung von klassischer Gentechnik in der Praxis?
Für viele Verbraucher fallen alle Formen der Genveränderung unter den negativ besetzten Oberbegriff „Gentechnik“. In der wissenschaftlichen Praxis gibt es jedoch fundamentale Unterschiede, insbesondere zwischen der klassischen Transgenese und der modernen Genom-Editierung mittels CRISPR/Cas. Das Verständnis dieser Differenz ist der Schlüssel zu einer faktenbasierten Debatte. Die klassische Gentechnik (Transgenese) funktioniert durch das Einbringen von artfremder DNA in das Erbgut einer Pflanze. Man nimmt beispielsweise ein Gen aus einem Bakterium, das eine Resistenz gegen ein bestimmtes Herbizid verleiht, und fügt es an einer zufälligen Stelle in das Genom einer Maispflanze ein. Das Resultat ist ein gentechnisch veränderter Organismus (GVO), der eine völlig neue Eigenschaft besitzt, die durch natürliche Kreuzung nicht hätte entstehen können.
Die Genom-Editierung mit CRISPR/Cas geht einen völlig anderen Weg. Hier wird keine fremde DNA dauerhaft eingeführt. Stattdessen agiert die Genschere wie ein präzises Textverarbeitungsprogramm für das Erbgut. Sie sucht eine ganz bestimmte Stelle im Genom der Pflanze selbst und kann dort einen winzigen Schnitt setzen. Die zelleigenen Reparatursysteme fügen die Stelle wieder zusammen und können dabei eine gezielte, minimale Änderung (eine Punktmutation) erzeugen. Das Endergebnis ist oft nicht von einer Pflanze zu unterscheiden, deren Erbgut sich durch eine spontane, natürliche Mutation verändert hat. Man „repariert“ oder „optimiert“ also, was bereits vorhanden ist, anstatt etwas Fremdes hinzuzufügen.
Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Unterschiede zusammen und basiert auf Informationen von Fachportalen wie transgen.de zur Anwendung von CRISPR bei Pflanzen.
| Merkmal | Klassische Gentechnik | CRISPR/Cas |
|---|---|---|
| Fremd-DNA | Wird eingeführt | Keine Fremd-DNA nötig |
| Präzision | Zufällige Integration | Gezielter Schnitt |
| Nachweisbarkeit | Eindeutig nachweisbar | Von natürlicher Mutation nicht unterscheidbar |
| EU-Regulierung | Streng reguliert | Aktuell wie klassische Gentechnik |
Diese Unterscheidung ist essenziell: Während die klassische Gentechnik Organismen mit völlig neuen Genkombinationen schafft, beschleunigt die Genom-Editierung im Grunde nur den natürlichen Prozess der Evolution und Züchtung. Trotz dieses Unterschieds werden beide Verfahren von der EU derzeit rechtlich gleichbehandelt, was unter Wissenschaftlern zu intensiven Diskussionen führt.
Roundup-Ready vs. dürretoleranter Mais: Welche Eigenschaft rettet mehr Ernten in Brandenburg?
Die öffentliche Wahrnehmung von Gentechnik wurde jahrzehntelang durch ein einziges Züchtungsziel geprägt: die Herbizidresistenz, bekannt als „Roundup-Ready“. Diese Eigenschaft erlaubt es Landwirten, ihre Felder flächendeckend mit dem Herbizid Glyphosat zu behandeln, ohne die Nutzpflanze zu schädigen. Obwohl dies die Unkrautbekämpfung vereinfacht, ist der Nutzen für die Ertragssicherheit in Deutschland begrenzt und ökologisch umstritten. Für einen Landwirt in Brandenburg, dessen Felder unter extremer Sommertrockenheit leiden, ist eine Herbizidresistenz von untergeordneter Bedeutung. Sein drängendstes Problem ist der Wassermangel, der ganze Ernten vernichten kann.
Hier zeigt sich der strategische Vorteil der modernen Genom-Editierung. Anstatt sich auf universelle, von Konzernen vorangetriebene Eigenschaften zu konzentrieren, ermöglicht sie die Entwicklung standortangepasster Lösungen. Wissenschaftler können die Gene im Mais identifizieren, die für die Regulierung des Wasserhaushalts oder die Ausbildung tieferer Wurzeln zuständig sind. Mit CRISPR können diese Gene optimiert werden, um die Pflanze widerstandsfähiger gegen Trockenstress zu machen. Dieser dürretolerante Mais sichert direkt den Ertrag unter den spezifischen klimatischen Bedingungen Brandenburgs – ein Nutzen, den eine Herbizidresistenz niemals bieten könnte.
Die Dringlichkeit solcher Innovationen wird durch Züchtungsdaten unterstrichen. Zwar gab es laut KWS Saaten SE & Co. KGaA eine langfristige Ertragssteigerung von etwa 50% seit 1980, doch diese Trendlinie flacht in den letzten Jahren aufgrund von Klimaextremen und extensiverer Bodenbearbeitung merklich ab. Der Züchtungsfortschritt bei der Krankheitsresistenz, der zu einem Anstieg gesunder Sorten führte, reicht allein nicht mehr aus, um die neuen Herausforderungen zu bewältigen. Die Priorität verschiebt sich eindeutig von der reinen Ertragsmaximierung hin zur Ertragsstabilisierung und Resilienz unter schwierigen Bedingungen.
Die 3 Szenarien, wie gentechnisch veränderte Rapssorten in 5 Jahren deutsche Wildpflanzen kontaminieren
Eine der größten Sorgen in der Debatte um gentechnisch veränderte Pflanzen ist die unkontrollierte Ausbreitung der neuen Gene in die Umwelt, oft als „Kontamination“ bezeichnet. Diese Befürchtung ist nicht unbegründet und muss wissenschaftlich bewertet werden. Besonders bei Raps, der mit einigen heimischen Wildkräutern wie dem Ackersenf verwandt ist, ist das Risiko einer Auskreuzung theoretisch gegeben. Betrachten wir die drei wahrscheinlichsten Szenarien für eine gentechnisch veränderte Rapssorte in Deutschland und deren tatsächliches Risiko.
Szenario 1: Auskreuzung mit verwandten Wildpflanzen. Hierbei könnten Pollen von gentechnisch verändertem Raps auf eine verwandte Wildpflanze gelangen und diese befruchten. Das Risiko, dass dabei stabile, fortpflanzungsfähige Nachkommen entstehen, wird von Experten als gering eingestuft. Genetische Barrieren zwischen den Arten erschweren eine erfolgreiche Kreuzung erheblich. Selbst wenn es passiert, ist es unwahrscheinlich, dass die neue Eigenschaft (z.B. Dürretoleranz) der Wildpflanze einen so großen Überlebensvorteil verschafft, dass sie heimische Arten verdrängt.
Szenario 2: Entstehung herbizidresistenter „Superunkräuter“. Dieses Szenario ist nur bei herbizidresistenten Sorten relevant. Wenn Pollen dieser Rapssorte auf verwandte Unkräuter übertragen werden, könnten diese ebenfalls resistent werden. Das Risiko wird als mittel eingestuft und hängt stark von der landwirtschaftlichen Praxis ab. Ein unsachgemäßer, jahrelanger Einsatz desselben Herbizids fördert die Selektion solcher resistenter Unkräuter. Moderne Züchtungsziele, die auf Krankheits- oder Klimaresistenz statt auf Herbizidtoleranz setzen, entschärfen dieses spezifische Risiko jedoch von vornherein.

Szenario 3: Mechanische Kontamination. Die Vermischung von gentechnisch verändertem Saatgut mit konventionellem Saatgut, beispielsweise durch nicht gereinigte Erntemaschinen oder beim Transport, stellt ein kontrollierbares Risiko dar. In Deutschland gibt es strenge Koexistenz-Regeln, die Mindestabstände zwischen Feldern und genaue Reinigungsprotokolle für Maschinen vorschreiben, um genau dies zu verhindern. Diese Maßnahmen sind erprobt und dienen dem Schutz der konventionellen und biologischen Landwirtschaft.
Wie testen deutsche Behörden neue Sorten 7 Jahre lang, bevor sie auf Felder dürfen?
Bevor eine neue Pflanzensorte – egal ob konventionell gezüchtet oder mithilfe von Genom-Editierung entwickelt – in Deutschland angebaut werden darf, muss sie ein extrem strenges und mehrstufiges Zulassungsverfahren durchlaufen. Dieses wird vom Bundessortenamt koordiniert und stellt sicher, dass nur Sorten auf den Markt kommen, die sicher sind und einen echten Mehrwert bieten. Entgegen der im Titel genannten 7 Jahre ist der Prozess oft etwas kürzer, aber nicht weniger gründlich. Der gesamte Prozess besteht aus zwei Hauptphasen: der Registerprüfung und der Wertprüfung.
Die Registerprüfung dauert in der Regel zwei Jahre. In dieser Phase wird die Sorte an verschiedenen Standorten angebaut, um ihre grundlegenden Eigenschaften zu überprüfen. Die Behörden testen, ob die Sorte tatsächlich neu ist (Neuheit), sich von allen bisher zugelassenen Sorten klar unterscheidet (Unterscheidbarkeit), alle Pflanzen der Sorte die gleichen Merkmale aufweisen (Homogenität) und diese Merkmale über Generationen hinweg stabil bleiben (Beständigkeit). Nur wenn eine Sorte alle vier Kriterien erfüllt, wird sie für die nächste Stufe zugelassen.
Anschließend folgt die Wertprüfung, die je nach Kulturart zwei bis drei Jahre dauert. Nach Angaben des Bundessortenamtes werden Getreidesorten beispielsweise für drei Jahre an 10 bis 20 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland geprüft. Hier geht es um den sogenannten „landeskulturellen Wert“. Die neue Sorte muss in wichtigen Eigenschaften wie Ertrag, Qualität, Krankheitsresistenz oder Toleranz gegenüber Umweltstress (z.B. Trockenheit) eine deutliche Verbesserung gegenüber den bereits etablierten Sorten auf dem Markt zeigen. Eine Sorte, die keinen Fortschritt bringt, wird nicht zugelassen. Dieser Prozess stellt sicher, dass Innovationen nicht nur technologisch möglich, sondern auch praktisch nützlich für die Landwirtschaft sind.
Ihr Plan zur Bewertung neuer Pflanzensorten
- Informationsquellen prüfen: Stammen die Daten von unabhängigen Institutionen (z.B. Bundessortenamt, Landesanstalten) oder aus reinen Marketingmaterialien des Herstellers?
- Züchtungsziel hinterfragen: Löst die neue Eigenschaft ein reales, lokales Problem (z.B. Klimaresilienz) oder dient sie primär der Vereinfachung für den Agrarhandel (z.B. Herbizidresistenz)?
- Wertprüfungs-Ergebnisse suchen: Wurde die Sorte in Deutschland geprüft? Gibt es öffentliche Ergebnisse, die eine Verbesserung gegenüber Standardsorten belegen?
- Risikoanalyse bewerten: Gibt es Studien zur Umweltauswirkung der spezifischen Eigenschaft? Wie wird das Risiko der Auskreuzung bewertet und gemanagt?
- Koexistenz-Fähigkeit prüfen: Gibt es klare Anbauregeln, die eine Vermischung mit konventionellen oder biologischen Kulturen verhindern und die Wahlfreiheit der Landwirte sichern?
Wie reduziert Precision Farming den Düngemitteleinsatz um 35% ohne Ertragsverlust?
Die Entwicklung widerstandsfähigerer Pflanzensorten ist nur eine Seite der Medaille. Um die Landwirtschaft nachhaltiger und effizienter zu gestalten, ist die Kombination aus fortschrittlicher Genetik und intelligenter Anbautechnologie entscheidend. Hier kommt das Precision Farming (Präzisionslandwirtschaft) ins Spiel. Statt ein Feld als homogene Fläche zu betrachten, behandelt Precision Farming es als ein Mosaik aus vielen kleinen Zonen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Das Ziel ist, jeder Pflanze genau das zu geben, was sie braucht – nicht mehr und nicht weniger.
Moderne Traktoren, ausgestattet mit GPS und Sensoren, können den Zustand des Bodens und der Pflanzen in Echtzeit analysieren. Stickstoffsensoren messen beispielsweise den Nährstoffbedarf jeder einzelnen Zone eines Weizenfeldes. Statt das gesamte Feld pauschal mit der gleichen Menge Dünger zu versorgen, steuert der Bordcomputer den Düngerstreuer so, dass Zonen mit hohem Bedarf mehr und Zonen mit ausreichend Nährstoffen weniger oder gar keinen Dünger erhalten. Diese teilflächenspezifische Düngung kann den Gesamtverbrauch an Düngemitteln um bis zu 35 % senken, ohne dass die Erträge sinken. Dies schont nicht nur den Geldbeutel des Landwirts, sondern reduziert auch die Nitratbelastung des Grundwassers erheblich.
Diese Technologie ist in Deutschland keine Zukunftsmusik mehr. Obwohl die Anschaffungskosten hoch sein können, nutzen laut Erhebungen bereits rund 21% der deutschen Betriebe Elemente des Precision Farming. Um die Verbreitung zu fördern, gibt es zudem politische Initiativen. In Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg wird der Einsatz solcher Sensortechnologien staatlich gefördert, um die Technologie auch für kleinere Betriebe zugänglich und wirtschaftlich attraktiv zu machen. Die Kombination aus einer dürretoleranten Sorte und einer präzisen, bedarfsgerechten Bewässerung ist ein perfektes Beispiel für die Synergie aus Genetik und Technologie.
Wie korrigiert eine einmalige Gentherapie-Infusion lebenslang Hämophilie?
Die Präzision der CRISPR/Cas-Technologie revolutioniert nicht nur die Pflanzenzüchtung, sondern eröffnet auch völlig neue Horizonte in der Humanmedizin. Das Prinzip, gezielt Fehler im Erbgut zu korrigieren, ist die Grundlage für die Entwicklung von Gentherapien gegen schwere Erbkrankheiten. Ein Paradebeispiel ist die Hämophilie (Bluterkrankheit), bei der ein einzelner Gendefekt die Produktion eines wichtigen Blutgerinnungsfaktors verhindert. Betroffene leiden unter einer lebenslangen Blutungsneigung.
Präzise, preiswert, schnell: Mit der Genschere CRISPR-Cas9 lässt sich das Erbgut gezielt ansteuern und verändern. Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna erhielten 2020 für die Entwicklung der Methode den Nobelpreis für Chemie.
– Universität Stuttgart, CRISPR – Gentechnik beschleunigt Forschung
Bei einer Gentherapie gegen Hämophilie wird dem Patienten eine Infusion verabreicht, die harmlose Viren als „Gen-Taxis“ enthält. Diese transportieren die CRISPR/Cas-Genschere und eine korrekte Kopie des defekten Gens in die Leberzellen des Patienten. Dort schneidet die Genschere das fehlerhafte Gen heraus und ersetzt es durch die funktionierende Version. Da sich Leberzellen regenerieren, wird die korrigierte genetische Information weitergegeben. Das Ergebnis: Der Körper kann den fehlenden Gerinnungsfaktor fortan selbst produzieren. Eine einmalige Behandlung hat das Potenzial, die Krankheit lebenslang zu heilen oder zumindest so stark zu lindern, dass regelmäßige Medikamentengaben überflüssig werden.
Diese medizinischen Anwendungen unterstreichen die fundamentale Bedeutung und das transformative Potenzial der Genom-Editierung. Auch wenn die ethischen Fragen in der Humanmedizin ungleich komplexer sind als in der Pflanzenzucht, zeigt es doch, dass es sich bei CRISPR um eine Plattformtechnologie mit weitreichendem positivem Nutzen handelt. Die Hoffnung ist groß, mit ähnlichen Ansätzen zukünftig auch andere Erbkrankheiten heilen oder sogar neue Krebstherapien entwickeln zu können.
Das Wichtigste in Kürze
- Präzision vs. Zufall: Genom-Editierung (CRISPR) korrigiert gezielt Gene, während klassische Gentechnik Fremd-DNA zufällig einbaut. Das Ergebnis von CRISPR ist oft von einer natürlichen Mutation nicht zu unterscheiden.
- Nutzen vor Ideologie: Moderne Züchtungsziele konzentrieren sich auf Resilienz gegen lokale Klimaprobleme wie Dürre, anstatt auf pauschale Herbizidresistenzen.
- Sicherheit durch Prüfung: Jede neue Sorte durchläuft in Deutschland ein mehrjähriges, strenges Zulassungsverfahren beim Bundessortenamt, das Sicherheit und einen echten landwirtschaftlichen Fortschritt garantiert.
Wie steigern deutsche Landwirte Erträge um 25% bei 30% weniger Pestizideinsatz?
Die Vision einer produktiveren und zugleich nachhaltigeren Landwirtschaft ist keine Utopie. Sie wird durch die intelligente Kombination von moderner Pflanzengenetik, Precision Farming und kooperativen Ansätzen greifbar. Das Ziel, Erträge signifikant zu steigern und gleichzeitig den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln drastisch zu reduzieren, rückt in greifbare Nähe. Ein Schlüsselfaktor ist die Entwicklung mehrfachresistenter Sorten. Statt eine Pflanze nur gegen eine einzige Krankheit zu wappnen, können mittels CRISPR/Cas mehrere Resistenzgene gleichzeitig optimiert werden. Eine Weizensorte, die von Natur aus gegen die drei häufigsten Pilzkrankheiten widerstandsfähig ist, benötigt logischerweise deutlich weniger Fungizide.
Praxisbeispiel: Das PILTON-Projekt für pilztoleranten Weizen
Ein herausragendes Beispiel für diesen Ansatz ist das PILTON-Projekt, in dem sich 55 überwiegend mittelständische deutsche Pflanzenzüchter zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel ist es, mithilfe von CRISPR-Cas Weizensorten zu züchten, die eine breite Toleranz gegenüber den wichtigsten Pilzerregern wie Braunrost, Gelbrost und Fusarium aufweisen. Dieses Projekt zeigt, dass die neue Technologie nicht nur Großkonzernen vorbehalten ist, sondern gerade dem innovativen deutschen Mittelstand neue Möglichkeiten eröffnet.
Kombiniert man eine solche mehrfachresistente Sorte mit Precision Farming, entsteht ein enormer Synergieeffekt. Drohnen oder Sensoren können frühzeitig einen minimalen Krankheitsbefall in einem kleinen Teilbereich des Feldes erkennen. Anstatt die gesamte Fläche präventiv zu spritzen, kann gezielt nur dieser kleine Hotspot behandelt werden. So wird der Pestizideinsatz minimiert. Ein weiterer Vorteil ist die Kosteneffizienz der CRISPR-Methode selbst. Mit geschätzten Kosten von nur 50-60 Euro pro Anwendung ist sie auch für kleinere Züchtungsunternehmen zugänglich und fördert so die Vielfalt und den Wettbewerb auf dem Saatgutmarkt.
Durch die Summe dieser Maßnahmen – genetisch robuste Pflanzen, die weniger Schutz benötigen, und ein präziser, bedarfsgerechter Einsatz von Betriebsmitteln nur dort, wo es absolut notwendig ist – lässt sich das Ziel einer deutlichen Ertragssteigerung bei gleichzeitigem Ressourcenschutz realisieren. Es ist ein Paradigmenwechsel weg von der chemischen Keule hin zu einer wissensbasierten, integrierten Landwirtschaft.
Um diese Entwicklungen im Kontext Ihrer eigenen Werte zu bewerten, ist der nächste Schritt, sich aktiv über die spezifischen Züchtungsziele neuer Sorten zu informieren, anstatt pauschale Urteile zu fällen.
Häufige Fragen zur Zulassung neuer Pflanzensorten in Deutschland
Was wird in der Registerprüfung getestet?
Die Registerprüfung dauert in der Regel zwei Jahre. In Anbauversuchen wird geprüft, ob die neue Sorte neu, unterscheidbar, homogen und beständig ist.
Was bedeutet Landeskultureller Wert?
Der landeskulturelle Wert wird ermittelt, wenn die Sorte in ihren wesentlichen Anbau- und Verwertungseigenschaften eine Verbesserung gegenüber bereits zugelassenen Sorten erkennen lässt.
Wie lange dauert die gesamte Prüfung?
Die Wertprüfung, die auf die Registerprüfung folgt, dauert in der Regel zwei bis drei Jahre. Der gesamte Prozess von der Anmeldung bis zur potenziellen Zulassung kann also vier bis fünf Jahre umfassen.