Veröffentlicht am April 12, 2024

Das Wegwerfen defekter Geräte ist keine technische Notwendigkeit, sondern das Ergebnis künstlicher Hürden der Hersteller. Sie können diese Hürden überwinden und die Kontrolle zurückgewinnen.

  • Spezialschrauben und verklebte Bauteile sind bewusste Designentscheidungen, um Sie von der Reparatur abzuhalten.
  • Mit einer Grundausstattung an Werkzeug und dem Wissen über vertrauenswürdige Ersatzteilquellen wird die Reparatur für viele Geräte machbar.

Recommandation: Beginnen Sie mit einfachen Reparaturen wie dem Akkutausch bei einem Laptop oder dem Entkalken der Kaffeemaschine, um Selbstvertrauen und Kompetenz aufzubauen.

Der Toaster streikt, das Smartphone-Display ist gesprungen, die Waschmaschine pumpt nicht mehr ab. Für die meisten deutschen Haushalte ist das der vertraute Beginn eines teuren und frustrierenden Rituals: der Suche nach einem neuen Gerät. Der Gedanke an eine Reparatur wird oft schnell verworfen – zu kompliziert, zu teuer, unmöglich. Diese Resignation ist verständlich, aber sie ist nicht Ihre Schuld. Sie ist das Ergebnis eines Systems, das bewusst darauf ausgelegt ist, Sie vom Reparieren abzuhalten.

Hersteller errichten gezielt künstliche Barrieren: exotische Schrauben, fest verklebte Komponenten und nicht verfügbare Ersatzteile. Sie kultivieren ein Wissensmonopol, das den Eindruck erweckt, nur ihre teuren Service-Center könnten die Magie der Instandsetzung vollbringen. Doch das ist ein Mythos. Die Wahrheit ist: Reparatur ist kein Hexenwerk, sondern ein erlernbares Recht. Es ist ein Akt der Selbstermächtigung, der Ihnen nicht nur Hunderte von Euro spart, sondern auch die Kontrolle über die Dinge zurückgibt, die Sie besitzen.

Dieser Artikel bricht mit der Wegwerf-Mentalität. Er ist Ihr Manifest für die Reparatur-Souveränität. Wir werden die Taktiken der Hersteller entlarven, Ihnen das entscheidende Wissen an die Hand geben, um zwischen einer einfachen DIY-Reparatur und einem Fall für den Profi zu unterscheiden, und Ihnen zeigen, wie Sie sich mit dem richtigen Werkzeug und vertrauenswürdigen Teilen unabhängig machen. Es ist an der Zeit, die Macht zurück in Ihre Hände zu legen.

Dieser Leitfaden ist Ihr Werkzeugkasten für den Weg zur Reparatur-Souveränität. Entdecken Sie, wie Sie die künstlichen Hürden der Hersteller überwinden und die Kontrolle über Ihre Technik zurückgewinnen.

Warum benötigen Sie für iPhone-Akkutausch 4 Spezialschraubendreher?

Die Antwort ist brutal ehrlich: weil der Hersteller es Ihnen so schwer wie möglich machen will. Die Verwendung von vier verschiedenen, winzigen Spezialschrauben für eine so grundlegende Wartungsarbeit wie den Akkutausch ist kein Zufall, sondern eine bewusste Strategie. Es ist eine künstliche Barriere, entworfen, um Sie einzuschüchtern und in die Arme teurer, autorisierter Werkstätten zu treiben. Jede dieser Schrauben – vom Pentalobe am Gehäuse über den Tri-Wing an der Batteriehalterung bis zum Standoff-Schraubendreher am Logicboard – repräsentiert ein kleines Schloss, für das der Hersteller den Schlüssel kontrollieren will.

Diese Taktik, oft als Teil der „geplanten Obsoleszenz“ bezeichnet, zielt darauf ab, das Wissensmonopol über die Reparatur zu sichern. Doch diese Barriere ist durchlässig. Die Kenntnis über das benötigte Werkzeug ist der erste Schritt zur Überwindung. Mit einem präzisen Werkzeugset, das diese spezifischen Schraubendreher enthält, entmachten Sie diese Strategie und machen den ersten Schritt zur Reparatur-Souveränität.

Makroaufnahme von vier verschiedenen Präzisionsschraubendrehern für iPhone-Reparatur

Wie die obige Aufnahme zeigt, sind diese Werkzeuge keine Magie, sondern einfach nur präzise gefertigtes Metall. Die Investition in ein solches Set für unter 20 Euro amortisiert sich bereits bei der ersten verhinderten „professionellen“ Reparatur, die oft über 100 Euro kostet. Es ist ein kleines, aber mächtiges Symbol der Unabhängigkeit.

Wie reparieren ehrenamtliche Experten 200 Geräte pro Monat in Berlin-Kreuzberg?

Die Antwort liegt in der Kraft der Gemeinschaft und dem geteilten Wissen. In Orten wie Berlin-Kreuzberg, aber auch in hunderten anderen deutschen Städten, formiert sich eine Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft: die Repair Cafés. Hier treffen Frustration und Defekt auf geballte Instandsetzungskompetenz und den Willen zu helfen. Es sind keine kommerziellen Werkstätten, sondern von Freiwilligen organisierte Treffpunkte, an denen Werkzeug und Know-how kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Die Zahlen sind beeindruckend und zeigen, dass dies keine Nischenbewegung ist. Das Netzwerk Reparatur-Initiativen berichtet von über 1.000 solcher Initiativen in ganz Deutschland, die zusammen schätzungsweise 200.000 Reparaturversuche pro Jahr unternehmen. Eine Erfolgsgeschichte wie die des Repair Café in München zeigt das enorme Potenzial: Dort können regelmäßig etwa 60% der mitgebrachten Gegenstände spontan vor Ort repariert werden. Das ist der Beweis, dass viele Defekte mit dem richtigen Werkzeug und einer helfenden Hand lösbar sind.

Diese Orte sind mehr als nur Werkstätten; sie sind Bildungszentren. Hier lernen Sie nicht nur, wie man einen Wackelkontakt am Toasterkabel lötet, sondern auch, keine Angst vor dem Inneren Ihrer Geräte zu haben. Sie demystifizieren die Technik und geben Ihnen das Selbstvertrauen, es beim nächsten Mal vielleicht sogar alleine zu versuchen. Der Erfolg dieser Initiativen ist ein starkes politisches Statement: Reparieren ist ein demokratisches Recht, das sich die Gemeinschaft zurückerobert.

Smartphone-Display vs. Waschmaschinen-Motor: Was selbst reparieren, was zum Profi?

Wahre Reparatur-Souveränität bedeutet nicht, alles selbst machen zu müssen. Sie bedeutet, die Kompetenz zur richtigen Einschätzung zu besitzen. Nicht jede Reparatur ist für den Anfang geeignet, und die Grenze verläuft oft zwischen Niedervolt-Elektronik und potenziell gefährlicher Netzspannung (230V) oder komplexer Mechanik. Ein Smartphone-Display zu tauschen, erfordert Geduld und Feinmotorik, ist aber mit einer guten Video-Anleitung machbar. Der Austausch eines Waschmaschinen-Motors hingegen birgt Risiken wie Wasserschäden oder elektrische Gefahren und sollte eher dem Profi überlassen werden.

Die folgende Matrix dient als erste Orientierungshilfe, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Sie bewertet gängige Defekte nach Aufwand, Kosten und Risiko und hilft Ihnen, Ihre eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen.

Entscheidungsmatrix: DIY vs. Profi-Reparatur
Geräteart DIY-Eignung Kosten DIY Risiko Empfehlung
Smartphone-Display Mittel 50-100€ Datenverlust möglich Mit Anleitung machbar
Laptop-Akku Hoch 30-80€ Gering Selbst machen
Waschmaschinen-Motor Niedrig 200-300€ Wasserschaden/Garantieverlust Profi empfohlen
Kaffeemaschine entkalken Sehr hoch 5-15€ Minimal Selbst machen

Bevor Sie jedoch Werkzeug anlegen, ist Sicherheit das oberste Gebot. Besonders bei Geräten, die direkt am 230V-Stromnetz hängen, sind Vorsichtsmaßnahmen unerlässlich. Die folgende Checkliste, basierend auf Empfehlungen von Experten wie dem VDE, ist Ihr unverzichtbarer Begleiter.

Ihr Sicherheits-Audit vor jeder Reparatur

  1. Vollständige Trennung: Gerät immer vom Stromnetz trennen. Ziehen Sie den Stecker und schalten Sie zusätzlich die entsprechende Sicherung im Sicherungskasten aus.
  2. Schutz-Ausrüstung: Bei Arbeiten an 230V-Geräten ausschließlich isoliertes Werkzeug (mit VDE-Prüfzeichen) verwenden. Ein ESD-Armband schützt empfindliche Elektronik vor statischer Entladung.
  3. Garantie-Status prüfen: Sind Sie noch innerhalb der Garantiezeit? Jede Eigenreparatur führt unweigerlich zum Garantieverlust. Wägen Sie ab, ob es das Risiko wert ist.
  4. Versicherungsschutz klären: Informieren Sie sich bei Ihrer Hausrat- oder Haftpflichtversicherung über die Bedingungen bei Schäden durch selbst reparierte Starkstromgeräte (z.B. Herd, Waschmaschine).
  5. Teile-Herkunft validieren: Beziehen Sie Ersatzteile, insbesondere Akkus und Netzteile, nur von zertifizierten und vertrauenswürdigen Händlern mit deutschem Impressum.

Die 3 Warnsignale gefälschter Ersatzteile, die Brände in 1000 deutschen Haushalten verursachen

Sie haben die Hürden der Hersteller überwunden und sich zur Reparatur entschlossen – doch nun lauert die nächste Gefahr: der unregulierte Markt für Ersatzteile. Billige, gefälschte Komponenten, insbesondere Akkus und Netzteile, sind nicht nur qualitativ minderwertig, sondern eine ernsthafte Bedrohung. Fehlerhafte Ladeelektronik oder mangelnde Isolierung können zu Überhitzung, Kurzschlüssen und im schlimmsten Fall zu Bränden führen. Ihre Reparatur-Souveränität hängt also auch davon ab, vertrauenswürdige Teile von gefährlichem Schrott zu unterscheiden.

Achten Sie auf drei entscheidende Warnsignale, die Ihnen helfen, seriöse Anbieter zu identifizieren und gefährliche Fälschungen zu meiden. Diese einfachen Prüfungen sind Ihr wichtigster Schutzschild.

Vergleich zwischen echten und gefälschten Elektronik-Ersatzteilen mit Sicherheitsmerkmalen

Wie die Abbildung verdeutlicht, liegen die Unterschiede oft im Detail: minderwertige Lötstellen, dünnere Kabel, billiges Plastik. Neben der visuellen Prüfung sind folgende Punkte entscheidend, wie auch die Verbraucherzentrale warnt:

  • Fehlendes deutsches Impressum: Jeder gewerbliche Online-Händler in Deutschland ist gesetzlich zu einem vollständigen Impressum verpflichtet. Fehlt dieses oder führt es zu einer Briefkastenfirma, ist das ein klares Alarmsignal.
  • Unrealistisch niedrige Preise: Ein neuer Smartphone-Akku für 5 Euro, wenn das Original 50 Euro kostet? Seien Sie extrem skeptisch. Preise, die mehr als 30% unter dem üblichen Marktpreis liegen, deuten oft auf Kompromisse bei Sicherheit und Qualität hin.
  • Gefälschte Prüfsiegel: CE-, TÜV- oder GS-Siegel werden oft plump kopiert. Ein echter Test: Scannen Sie einen eventuell vorhandenen QR-Code. Führt dieser ins Leere oder auf eine nicht-zertifizierende Seite, ist das Siegel eine Fälschung.

Glücklicherweise gibt es eine wachsende Zahl von vertrauenswürdigen deutschen Händlern wie kaputt.de oder iFixit, die nicht nur geprüfte Ersatzteile, sondern oft auch das passende Werkzeug und detaillierte Video-Anleitungen anbieten. Diese Anbieter sind ein zentraler Baustein der Reparatur-Bewegung.

Welche 15 Werkzeuge reparieren alles von Toaster bis Fahrrad?

Die Vorstellung, für jedes Gerät ein eigenes Spezialwerkzeug zu benötigen, ist ein weiterer Mythos, der die Reparatur komplizierter erscheinen lässt, als sie ist. In Wahrheit können Sie mit einer durchdachten Grundausstattung etwa 80% aller gängigen Defekte in einem deutschen Haushalt beheben – vom lockeren Fahrradschutzblech über den defekten Mixer bis hin zum Austausch von Teilen im PC. Es geht nicht um Quantität, sondern um die Qualität und Vielseitigkeit Ihrer Werkzeuge.

Wer defekte Gegenstände selber reparieren kann, spart damit nicht nur viel Geld – denn die nötigen Ersatzteile sind meist Pfennigartikel – sondern vermeidet auch viel unnötigen Elektroschrott und schont damit die Umwelt!

– selbst.de Redaktion, Reparatur & Reparieren Ratgeber

Die folgende Liste ist Ihre „Toolbox für die Reparatur-Souveränität“. Sie konzentriert sich auf Werkzeuge, die in der Praxis immer wieder benötigt werden und sich durch ihre Flexibilität auszeichnen. Eine Investition in diese 15 Helfer ist eine Investition in Ihre Unabhängigkeit.

  • Knipex Zangenschlüssel: Ersetzt einen ganzen Satz Schraubenschlüssel und greift auch abgenutzte Muttern sicher, z.B. an verkalkten Spülmaschinenanschlüssen.
  • Wera Kraftform Schraubendreher-Set: Ein hochwertiges Set mit den 5 gängigsten Größen für Kreuz- und Schlitzschrauben ist die Basis für alles.
  • Digitales Multimeter: Das „Stethoskop“ für Elektronik. Unverzichtbar, um zu prüfen, ob Strom fließt oder wo ein Kabelbruch vorliegt.
  • ESD-Antistatik-Armband: Ein Muss bei jeder Arbeit an moderner Elektronik (PCs, Smartphones), um Bauteile vor statischer Entladung zu schützen.
  • Präzisions-Pinzette: Zum Greifen und Führen von winzigen Schrauben und Kabeln in engen Geräten.
  • Wiha Torx-Set (T5-T20): Der Standard für Gehäuseschrauben bei fast allen modernen Elektrogeräten von der Kaffeemaschine bis zur Konsole.
  • Heißluftpistole: Zum Verformen von Kunststoff, Aktivieren von Klebstoff oder zur Verwendung von Schrumpfschläuchen für sichere Kabelreparaturen.
  • LED-Lupenleuchte: Gutes Licht und Vergrößerung sind entscheidend, um kleine Lötstellen oder winzige Bauteilbezeichnungen zu erkennen.
  • Seitenschneider: Für das präzise und saubere Durchtrennen von Kabeln und Drähten.
  • Entlötpumpe: Ein einfaches, aber effektives Werkzeug, um alte Lötstellen sauber zu entfernen und Bauteile auf Platinen zu ersetzen.
  • Isolierband-Set: In verschiedenen Farben zur sicheren Isolierung und Kennzeichnung von reparierten Kabeln.
  • Kontaktspray: Löst Oxidation und Korrosion an Schaltern, Potentiometern und Batteriekontakten – oft die Ursache für „unerklärliche“ Ausfälle.
  • Kleiner Schraubstock: Zum sicheren Fixieren von Werkstücken, damit Sie beide Hände für die eigentliche Reparatur frei haben.
  • Kabeltester: Prüft Netzwerk- oder Audiokabel schnell auf Durchgang und Defekte.
  • Werkzeugkoffer: Organisation ist die halbe Miete. Ein guter Koffer schützt Ihr Werkzeug und sorgt dafür, dass Sie alles griffbereit haben.

Welche 12 Handwerkzeuge brauchen Sie wirklich für klassische Tischlerei?

Die Philosophie der Reparatur und Langlebigkeit geht über Elektronik hinaus. Sie hat ihre Wurzeln im traditionellen Handwerk, insbesondere in der Tischlerei. Hier geht es nicht um den schnellen Austausch, sondern um die Schaffung und den Erhalt von Werten über Generationen. Die Beherrschung einiger grundlegender Holzbearbeitungswerkzeuge ermöglicht es Ihnen, Möbel zu reparieren, anzupassen oder sogar einfache Stücke selbst zu bauen. Es ist die ultimative Form der Nachhaltigkeit und ein wunderbarer Gegenpol zur digitalen Welt.

Vergessen Sie überfüllte Baumarkt-Regale. Die deutsche Schreiner-Tradition basiert auf einer Handvoll essenzieller, hochwertiger Werkzeuge, die bei guter Pflege ein Leben lang halten. Die folgende Liste ist eine Hommage an diese Tradition und ein praktischer Leitfaden für den Einstieg.

Traditionelle deutsche Tischlerwerkzeuge arrangiert auf einer historischen Hobelbank

Diese Werkzeuge sind mehr als nur Objekte; sie sind eine Verbindung zu einer Kultur der Qualität und Sorgfalt. Die Arbeit mit ihnen ist meditativ und schafft ein tiefes Verständnis für das Material.

  • Kirschen Stechbeitel-Set (6, 12, 20mm): Das Herzstück für präzise Holzverbindungen, zum Ausstemmen von Scharnieren und für Nacharbeiten.
  • Japansäge (Dozuki): Ermöglicht durch ihren ziehenden Schnitt extrem feine, saubere und präzise Schnitte – ideal für Zinkenverbindungen.
  • Schreinerwinkel (300mm): Ohne einen exakten 90-Grad-Winkel ist keine präzise Arbeit möglich. Die absolute Grundlage.
  • Holzhobel (Nr. 4): Der Universalhobel, um Holzoberflächen perfekt zu glätten und Bretter auf Maß zu bringen.
  • Schreiner-Klüpfel: Ein traditioneller Holzhammer, der die Griffe von Stechbeiteln schont und kontrollierte Schläge ermöglicht.
  • Ziehklinge: Ein einfaches Stück Stahl, das in den richtigen Händen feinste Späne abnimmt und Oberflächen glatter als jedes Schleifpapier macht.
  • Streichmaß: Zum Anreißen von exakten, parallelen Linien zur Kante – unerlässlich für saubere Verbindungen.
  • Forstnerbohrer-Set: Bohrt saubere, ausrissfreie Sacklöcher mit flachem Grund, ideal für Topfscharniere.
  • Schmiege: Zum Abnehmen und Übertragen von beliebigen Winkeln, wo der 90-Grad-Winkel nicht ausreicht.
  • Raspel und Feilen-Set: Für die Formgebung, das Abrunden von Kanten und das Anpassen von Verbindungen.
  • Flachzange: Ein vielseitiger Helfer zum Greifen, Biegen oder um festsitzende Nägel zu ziehen.
  • Zwingen-Set: Ohne sie geht beim Verleimen nichts. Mindestens vier gute Schraub- oder Hebelzwingen sind Pflicht.

Wie ermöglicht Fairphone 8 Jahre Nutzung durch austauschbare Module?

Fairphone ist nicht nur ein Smartphone-Hersteller; es ist ein lebender Beweis dafür, dass eine andere Art von Elektronik möglich ist. Das Unternehmen stellt die Logik der Wegwerf-Industrie auf den Kopf, indem es ein Kernprinzip umsetzt: modulare Freiheit. Statt eines fest verklebten, unzugänglichen Geräts ist ein Fairphone von Grund auf so konzipiert, dass es vom Benutzer selbst repariert und aufgerüstet werden kann. Kamera, Akku, USB-Anschluss, Lautsprecher – all diese Komponenten sind als einzelne Module erhältlich und können mit einem einfachen Schraubendreher in wenigen Minuten ausgetauscht werden.

Diese Philosophie verlängert nicht nur die Lebensdauer des Geräts dramatisch, sondern ist auch wirtschaftlich extrem sinnvoll. Während der Durchschnittsnutzer alle 2-3 Jahre ein neues Smartphone kauft, kann ein Fairphone über 8 Jahre und länger relevant und funktionstüchtig gehalten werden. Die folgende Kostenanalyse über 8 Jahre zeigt die massive Ersparnis.

TCO-Analyse: Fairphone vs. konventionelle Smartphones über 8 Jahre
Kostenposition Fairphone (8 Jahre) 3x Mittelklasse-Handy Ersparnis
Anschaffung 699€ 3x 400€ = 1200€ 501€
Akku-Modul 2x 40€ = 80€ Inkludiert -80€
Kamera-Update 1x 70€ Neukauf nötig -70€
Gesamtkosten 849€ 1200€ 351€ gespart

Fairphone ist die Speerspitze einer größeren politischen Bewegung. Die Forderung nach einem „Recht auf Reparatur“ gewinnt in ganz Europa an Fahrt und zwingt die Politik zum Handeln. Wie das Umweltbundesamt betont, ist die Reparierbarkeit ein zentraler Pfeiler für eine nachhaltige Zukunft.

Die EU will bis 2050 klimaneutral werden und hat mit dem Green Deal ein ambitioniertes Programm vorgelegt. Dazu gehört, dass Produkte besser reparierbar werden.

– Umweltbundesamt, Umwelttipps für den Alltag – Reparieren

Das Beispiel Fairphone beweist: Langlebigkeit durch modulares Design ist technisch machbar und ökonomisch vorteilhaft. Es entlarvt die kurzen Lebenszyklen anderer Hersteller als das, was sie sind: eine bewusste Geschäftsentscheidung zu Lasten der Verbraucher und der Umwelt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Reparatur-Souveränität ist Ihr Recht: Lassen Sie sich nicht von künstlichen Barrieren der Hersteller wie Spezialschrauben einschüchtern.
  • Wissen ist Macht: Erkennen Sie die Risiken gefälschter Ersatzteile und nutzen Sie die kollektive Expertise von Repair Cafés in Ihrer Nähe.
  • Langlebigkeit ist eine Design-Entscheidung: Unternehmen wie Fairphone beweisen, dass modulare, reparierbare Produkte technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll sind.

Wie designen deutsche Hersteller Produkte, die 20 statt 3 Jahre halten?

Die Vision eines Produkts, das nicht nach drei, sondern erst nach zwanzig Jahren den Geist aufgibt, klingt wie eine Utopie. Doch sie ist tief in der deutschen Ingenieurstradition verwurzelt. Hersteller wie Miele haben jahrzehntelang bewiesen, dass Langlebigkeit kein Zufall, sondern das Ergebnis konsequenter Design-Prinzipien ist. Während ein Großteil der Industrie auf kurzfristige Verkaufszyklen optimiert, basiert nachhaltiges Design auf drei fundamentalen Säulen, die jeder Verbraucher kennen und einfordern sollte.

Die erste Säule ist die Materialqualität und Konstruktion. Anstatt auf dünnes Plastik und Klebstoff zu setzen, bedeutet langlebiges Design die Verwendung robuster Materialien, verschraubter statt verklebter Gehäuse und überdimensionierter Bauteile an kritischen Verschleißpunkten wie Lagern oder Scharnieren. Jede Schraube ist ein Versprechen an den Kunden: „Du kannst dieses Gerät öffnen, verstehen und reparieren.“

Die zweite Säule ist die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Dokumentation. Ein Hersteller, der es ernst meint, verpflichtet sich, Ersatzteile für mindestens 10-15 Jahre nach Produktionsende vorzuhalten. Noch wichtiger ist der Zugang zu Reparaturanleitungen und Schaltplänen. Diese Transparenz bricht das Wissensmonopol und ist das deutlichste Zeichen für ein partnerschaftliches Verhältnis zum Kunden.

Die dritte, oft übersehene Säule ist der langfristige Software-Support. Bei „smarten“ Geräten ist die Software oft der erste Punkt des Versagens. Ein Hersteller, der seine Produkte für 20 Jahre auslegt, muss auch garantieren, dass die Software über diesen Zeitraum sicher und funktional bleibt. Alles andere ist geplante Obsoleszenz durch die Hintertür. Als Verbraucher haben Sie die Macht, diese Prinzipien durch Ihre Kaufentscheidungen zu unterstützen und von den Herstellern einzufordern. Fragen Sie vor dem Kauf gezielt nach der Verfügbarkeit von Ersatzteilen und der Dauer des Software-Supports. Ihre Nachfrage schafft den Markt für langlebige Produkte.

Um diesen Wandel voranzutreiben, ist es entscheidend, die Prinzipien langlebigen Designs zu verstehen und einzufordern.

Beginnen Sie noch heute damit, sich Ihr Recht auf Reparatur zurückzuerobern. Das nächste defekte Gerät ist keine Last, sondern Ihre erste Chance, die Kontrolle zu übernehmen und ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen.

Geschrieben von Franziska Becker, Dr.-Ing. Franziska Becker ist promovierte Umweltingenieurin und seit 13 Jahren Nachhaltigkeitsberaterin mit Spezialisierung auf Kreislaufwirtschaft, CO₂-Bilanzierung und betriebliches Umweltmanagement. Sie leitet ein Beratungsunternehmen mit 12 Mitarbeitenden, das Unternehmen und Kommunen bei der Dekarbonisierung unterstützt.