Veröffentlicht am März 12, 2024

Das Gefühl der digitalen Überforderung ist normal, doch die Lösung liegt nicht im radikalen Verzicht, sondern in bewusster Steuerung.

  • Verstehen Sie die wahren Ursachen von digitalem Stress, die oft in ständiger Erreichbarkeit und Informationsflut liegen.
  • Etablieren Sie kleine, aber wirksame Grenzgewohnheiten, um Ihre Konzentration und Freizeit zu schützen.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich auf die bewusste Nutzung weniger, aber nützlicher digitaler Werkzeuge, um schrittweise die Kontrolle zurückzugewinnen und digitale Souveränität zu erlangen.

Das Gefühl, von der digitalen Welt überrollt zu werden, ist für viele Deutsche zur neuen Normalität geworden. Zwischen Homeoffice-Anforderungen, unzähligen Benachrichtigungen auf dem Smartphone und dem Versuch, mit der neuesten App Schritt zu halten, wächst die Sorge, den Anschluss zu verlieren. Man fühlt sich getrieben, fremdgesteuert und verliert die Kontrolle über die eigene Zeit und Aufmerksamkeit. Der ständige digitale Lärm führt zu Stress, Erschöpfung und dem Gefühl, nie wirklich abschalten zu können.

Die üblichen Ratschläge klingen oft simpel: Man solle einfach mal das Handy ausschalten oder eine „digitale Entgiftung“ machen. Doch für die meisten Menschen ist das im Alltag unrealistisch und löst das grundlegende Problem nicht. Die digitale Transformation ist keine vorübergehende Welle, sondern unsere neue Realität in Arbeit, Kommunikation und sogar bei Behördengängen. Doch was, wenn der Schlüssel nicht in der radikalen Vermeidung liegt, sondern in einer neuen Form der Kompetenz? Was, wenn es darum geht, die digitalen Werkzeuge bewusst zu *managen*, anstatt von ihnen gemanagt zu werden?

Dieser Artikel verfolgt genau diesen Ansatz. Statt Ihnen eine weitere Liste unerreichbarer Verbote zu geben, zeigen wir Ihnen, wie Sie die Mechanismen hinter dem digitalen Stress verstehen und durch kleine, gezielte Anpassungen Ihrer Gewohnheiten Ihre digitale Souveränität zurückerlangen. Wir führen Sie schrittweise von der Analyse der Stressfaktoren über die Gestaltung klarer Grenzen bis hin zur Verankerung neuer, gesunder Routinen, die Ihnen helfen, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, ohne ihre Nachteile zu erleiden.

Der folgende Leitfaden ist in acht Abschnitte unterteilt, die Ihnen praktische Strategien und fundierte Einblicke bieten. Finden Sie heraus, wie Sie Ihren digitalen Alltag selbstbestimmt gestalten und wieder mehr Gelassenheit finden können.

Welche 12 Berufe werden in den nächsten 10 Jahren durch Automatisierung verschwinden?

Die Angst, durch Automatisierung und künstliche Intelligenz ersetzt zu werden, ist ein wesentlicher Treiber für digitalen Stress. Diese Sorge ist nicht unbegründet, betrifft aber vor allem die Art, wie wir arbeiten, und nicht zwingend den Arbeitsplatz selbst. Der digitale Wandel findet primär in der Wissensarbeit statt, einem Sektor, in dem laut der Studie „Gesund digital arbeiten?“ bereits mehr als zwei Drittel der befragten Beschäftigten in Deutschland tätig sind. Hier verschwinden nicht unbedingt ganze Berufe, sondern Aufgabenprofile verändern sich radikal.

Der eigentliche Stress entsteht weniger durch die Technologie selbst, als durch die damit verbundenen Begleiterscheinungen. Die Hauptursachen für digitalen Stress am Arbeitsplatz sind oft subtil: das Gefühl der permanenten Leistungsüberwachung durch digitale Tools, die Angst, zur „gläsernen Person“ zu werden, deren Aktivitäten jederzeit nachvollziehbar sind, und die Frustration über unzuverlässige Technik. Paradoxerweise ist der Stress am höchsten, wenn viele verschiedene Technologien nur oberflächlich genutzt werden. Dies führt zu einer kognitiven Überlastung und dem Gefühl, nichts wirklich zu beherrschen.

Die eigentliche Herausforderung ist also nicht, jeden neuen Trend zu erlernen, sondern eine Tiefenkompetenz für wenige, wirklich relevante Werkzeuge zu entwickeln. Statt sich von der schieren Masse an Apps und Programmen einschüchtern zu lassen, liegt die Lösung darin, die für die eigene Arbeit zentralen Technologien intensiv zu nutzen und zu meistern. Dieser Fokus reduziert die Komplexität und schafft Routine, was wiederum das Stressempfinden nachweislich senkt und ein Gefühl der Kontrolle vermittelt.

Die Diskussion über verschwindende Berufe lenkt somit vom Wesentlichen ab: der Notwendigkeit, unsere Arbeitsweise anzupassen und eine bewusste Auswahl an digitalen Helfern zu treffen, um nicht in der Flut der Möglichkeiten unterzugehen.

Wie erledigen Sie 15 Behördenangelegenheiten komplett online ohne Amt zu betreten?

Die Digitalisierung hat auch positive, entlastende Seiten, die oft im Stress des Alltags untergehen. Ein Paradebeispiel ist die digitale Verwaltung in Deutschland. Was früher einen halben Urlaubstag kostete – das Warten auf dem Amt –, lässt sich heute oft in Minuten von zu Hause erledigen. Ob die Beantragung von Elterngeld, die Ummeldung des Wohnsitzes oder die Kfz-Zulassung: Immer mehr Behördengänge sind vollständig online möglich und sparen wertvolle Zeit und Nerven.

Moderne digitale Behördendienste auf verschiedenen Geräten in deutschem Homeoffice

Doch selbst diese positiven Entwicklungen können ein Gefühl der Überforderung auslösen. Die Vielzahl an Portalen, die Notwendigkeit einer Online-Ausweisfunktion und die Sorge um Datensicherheit können neue Hürden schaffen. Hier zeigt sich ein Kernproblem unserer digitalen Gesellschaft: die weitverbreitete Sehnsucht nach einer „digitalen Auszeit“. Eine FORSA-Umfrage zeigt, dass fast 90 % der Deutschen eine solche Entgiftung für sinnvoll halten, aber über 50 % der Deutschen für schwierig umsetzbar halten. Dies belegt, dass radikaler Verzicht keine nachhaltige Strategie ist.

Statt einer kompletten Auszeit ist eine bewusste Dosisreduktion oft wirksamer. Ein Erfahrungsbericht über die Auswirkungen einer digitalen Pause zeigt, wie schon das gezielte Reduzieren der Informationsflut hilft, den Fokus wieder auf sich selbst zu richten und innere Unruhe abzubauen. Es geht nicht darum, die digitale Welt zu verlassen, sondern darum, bewusste Entscheidungen zu treffen, wann und wie wir sie nutzen. Die Online-Abwicklung von Behördengängen ist somit ein perfektes Beispiel für bewusste Nutzung: ein gezielter, effizienter Einsatz von Technologie für einen klaren Zweck, gefolgt von einem bewussten Abschalten.

Die Fähigkeit, digitale Angebote wie die Online-Verwaltung souverän zu nutzen, ist ein wichtiger Baustein für die digitale Teilhabe und ein Beweis dafür, dass Technologie unser Leben tatsächlich erleichtern kann – wenn wir die Kontrolle behalten.

WhatsApp-Gruppe vs. Stammtisch: Wo entstehen stärkere Freundschaften?

Die Digitalisierung hat die soziale Interaktion grundlegend verändert. Kommunikations-Apps wie WhatsApp versprechen ständige Verbundenheit, doch ersetzen sie die Qualität eines echten, persönlichen Austauschs? Die Frage, ob eine Chat-Gruppe den traditionellen Stammtisch verdrängen kann, zielt auf den Kern unserer sozialen Bedürfnisse. Während digitale Kanäle eine schnelle und einfache Organisation ermöglichen, fehlt ihnen oft die Tiefe und nonverbale Ebene, die für den Aufbau starker Bindungen entscheidend ist.

Dieses Spannungsfeld erzeugt oft unbewussten Stress. Eine Studie der Universität Augsburg deckt ein interessantes Paradox auf. Lisa Waldenburger, die Projektverantwortliche, stellt fest: „Viele der Befragten betonen die Vorteile digitaler Medien zur Reduzierung von Stress. Dass die ständige Erreichbarkeit und die Angst etwas zu verpassen allerdings das persönliche Stresslevel dauerhaft erhöht, wird den Befragten erst im Gespräch mit uns klar.“ Die permanente Verfügbarkeit und der soziale Druck, sofort reagieren zu müssen, verwandeln ein Werkzeug der Verbundenheit in eine Quelle der Belastung.

Viele der Befragten betonen die Vorteile digitaler Medien zur Reduzierung von Stress. Dass die ständige Erreichbarkeit und die Angst etwas zu verpassen allerdings das persönliche Stresslevel dauerhaft erhöht, wird den Befragten erst im Gespräch mit uns klar.

– Lisa Waldenburger, Projektverantwortliche der Universität Augsburg

Daten untermauern diesen Zusammenhang. Eine FORSA-Umfrage zum Thema digitaler Stress bestätigt, dass über 90 % der Teilnehmer mit hoher Belastung WhatsApp deutlich häufiger nutzen als die Vergleichsgruppe. Dies deutet darauf hin, dass die Quantität der Kommunikation nicht mit der Qualität der Beziehung korreliert. Eine Flut von Nachrichten kann das Gefühl von Einsamkeit sogar verstärken, wenn der tiefergehende, persönliche Austausch fehlt. Ein echter Stammtisch bietet Raum für nuancierte Gespräche, gemeinsame Erlebnisse und eine physische Präsenz, die digital nicht replizierbar ist.

Die Lösung liegt daher nicht in einem Entweder-oder, sondern in einer bewussten Balance. Digitale Werkzeuge können wunderbar zur Pflege von Kontakten dienen, doch die wirklich starken Freundschaften wachsen weiterhin im persönlichen Miteinander, fernab von Lesebestätigungen und Emojis.

Die 4 Grenzen, die Sie setzen müssen, um Feierabend trotz Firmen-Smartphone zu haben

Das Firmen-Smartphone in der Hosentasche ist das Symbol der permanenten Vermischung von Arbeit und Privatleben. Der Feierabend wird zur Illusion, wenn E-Mails und Chat-Nachrichten auch auf dem Sofa eintreffen. Diese ständige Erreichbarkeit ist einer der größten Stressfaktoren im modernen Arbeitsleben. Doch die Lösung ist nicht, das Gerät zu verdammen, sondern klare und unmissverständliche Grenzen zu ziehen. Es geht darum, eine bewusste Aufmerksamkeits-Hygiene zu praktizieren.

Smartphone in geschlossener Schublade während entspannter Feierabend-Atmosphäre

Eine der größten Hürden ist die Gewohnheit. Eine aktuelle Umfrage bestätigt, dass bei 53 Prozent das Smartphone nachts direkt neben dem Bett liegt. Damit wird der erste und letzte Gedanke des Tages von digitalen Impulsen bestimmt. Um die Kontrolle zurückzugewinnen, bedarf es konkreter Verhaltensänderungen. Es geht darum, die Hoheit über die eigene Zeit und den eigenen Raum zurückzuerobern, indem man bewusste „rote Linien“ für die Technologie zieht. Diese Grenzen sind keine Einschränkungen, sondern Schutzmaßnahmen für Ihre mentale Gesundheit.

Die folgenden vier Grenzen sind ein effektiver Startpunkt, um den Feierabend wieder zu einer echten Erholungsphase zu machen:

Ihr Aktionsplan für einen geschützten Feierabend

  1. Zeitliche Grenzen definieren: Legen Sie fixe Zeiten fest, zu denen Sie E-Mails lesen und beantworten (z. B. morgens und nachmittags), und halten Sie sich daran. Deaktivieren Sie nach Feierabend konsequent alle Push-Benachrichtigungen für Arbeits-Apps.
  2. Räumliche Grenzen schaffen: Richten Sie technikfreie Zonen in Ihrem Zuhause ein. Das Schlafzimmer sollte absolut tabu für das Firmen-Smartphone sein. Schaffen Sie einen festen „Parkplatz“ für das Gerät außerhalb Ihrer Reichweite.
  3. Kommunikative Grenzen setzen: Kommunizieren Sie Ihre Nicht-Erreichbarkeit klar im Team. Ein kurzes Telefonat während der Arbeitszeit ist oft effizienter als ein endloser Chat-Verlauf am Abend. Etablieren Sie die Regel, dass dringende Notfälle telefonisch gemeldet werden müssen.
  4. Mentale Grenzen etablieren: Schaffen Sie ein Übergangsritual vom Arbeits- zum Privatmodus. Das kann ein kurzer Spaziergang, das Hören von Musik oder das bewusste Ausschalten des Smartphones sein, das signalisiert: „Jetzt beginnt mein Feierabend“.

Indem Sie diese Regeln konsequent anwenden, signalisieren Sie nicht nur Ihrem Umfeld, sondern vor allem sich selbst, dass Ihre Freizeit genauso wertvoll und unantastbar ist wie Ihre Arbeitszeit.

Welche 6 digitalen Fähigkeiten müssen alle Deutschen bis 2030 beherrschen?

Wenn von digitalen Fähigkeiten die Rede ist, denken die meisten an Programmieren oder die Beherrschung komplexer Software. Doch die wirklich entscheidenden Kompetenzen für die Zukunft sind anderer Natur. Angesichts der Tatsache, dass die deutsche Bevölkerung laut der ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019 durchschnittlich sieben Stunden täglich mit Medien verbringt, geht es weniger um technische Fertigkeiten als vielmehr um mentale Management-Fähigkeiten. Die Fähigkeit, in der Informationsflut nicht zu ertrinken, wird zur Schlüsselqualifikation.

Eine überraschende Erkenntnis liefert hier die Studie „Digitaler Stress in Deutschland“ der Universität Augsburg. Entgegen der Annahme, dass ältere Generationen am stärksten betroffen sind, leiden gerade die sogenannten Digital Natives (25-44 Jahre) am meisten unter digitalem Stress. Arbeitnehmer über 64 empfinden hingegen den geringsten Stress. Julia Lanzl, die an der Studie mitarbeitet, erklärt dieses Paradoxon damit, dass jüngere Menschen zwar technikaffin sind, aber durch die intensive und oft unreflektierte Nutzung stärker belastet werden. Es beweist: Technische Versiertheit schützt nicht vor Überforderung.

Daraus leiten sich die wahren Kernkompetenzen für den digitalen Alltag bis 2030 ab, die jeder beherrschen sollte:

  • Fokus-Management: Die Fähigkeit, die eigene Aufmerksamkeit bewusst zu lenken und sich trotz ständiger Ablenkungen auf eine einzige Aufgabe zu konzentrieren.
  • Informations-Filterung: Die Kompetenz, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden und die Glaubwürdigkeit von Quellen kritisch zu bewerten.
  • Bewusste Nicht-Erreichbarkeit: Die Kunst, gezielt offline zu gehen und Zeitfenster der Unerreichbarkeit als festen Bestandteil des Tagesablaufs zu etablieren.
  • Digitale Achtsamkeit: Die Praxis, digitale Werkzeuge nicht automatisch, sondern bewusst und mit einer klaren Intention zu nutzen.
  • Daten-Souveränität: Das grundlegende Verständnis darüber, welche persönlichen Daten man preisgibt und wie man seine Privatsphäre aktiv schützt.
  • Asynchrone Kommunikation: Die Fähigkeit, Kommunikationskanäle so zu nutzen, dass nicht jede Nachricht eine sofortige Reaktion erfordert, um den Arbeitsfluss zu schützen.

Letztlich geht es darum, eine gesunde Beziehung zur Technologie aufzubauen, die von Selbstbestimmung statt von Fremdsteuerung geprägt ist. Das ist die wahre digitale Kompetenz der Zukunft.

Wie lernt ein smartes Thermostat Ihre Routinen und heizt nur, wenn Sie zuhause sind?

Ein smartes Thermostat ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Technologie uns dienen kann, anstatt uns zu belasten. Es automatisiert eine alltägliche Aufgabe – die Regelung der Raumtemperatur – und passt sich intelligent an unsere Lebensgewohnheiten an. Anstatt ständig manuell nachjustieren zu müssen, lernt das System, wann wir das Haus verlassen, wann wir zurückkehren und welche Temperatur wir bevorzugen. Es heizt vorausschauend und spart so Energie und Geld, ohne dass wir aktiv darüber nachdenken müssen. Dies ist ein Paradebeispiel für eine sinnvolle und entlastende Automatisierung.

Der Informatik-Professor Alexander Markowetz bringt das Kernproblem der gegenteiligen Entwicklung auf den Punkt: „Die digitale Welt führt dazu, dass wir unsere Aufmerksamkeit zerhackstückeln.“ Ein smartes Thermostat tut das genaue Gegenteil: Es nimmt uns eine wiederkehrende, aufmerksamkeitsraubende Aufgabe ab. Hier zeigt sich ein wichtiges Prinzip für den Umgang mit Digitalisierung: die Technologie-Intensität. Eine Analyse der Krankenkasse pronova BKK, die in der folgenden Tabelle zusammengefasst ist, belegt, dass die Nutzung vieler verschiedener Technologien mit nur geringer Expertise den höchsten Stress verursacht. Im Gegensatz dazu führt die intensive und routinierte Nutzung weniger, aber sinnvoller Technologien zu einer niedrigeren Belastung.

Die Daten zeigen klar, wie entscheidend die richtige Auswahl und Nutzungstiefe von Technologie für unser Wohlbefinden ist, wie eine Analyse der Krankenkasse pronova BKK aufzeigt.

Belastungsfaktoren und digitaler Stress nach Digitalisierungsgrad
Digitalisierungsgrad Stresslevel Charakteristik
Viele Technologien wenig genutzt Höchste Belastung Überforderung durch Vielfalt
Wenige Technologien intensiv genutzt Niedrige Belastung Erfahrung und Routine

Die Lehre daraus ist universell: Anstatt jeder neuen App hinterherzujagen, sollten wir uns fragen, welche wenigen digitalen Helfer uns wirklich entlasten, und diese dann konsequent in unseren Alltag integrieren.

Wie verankern Sie 4 neue Gewohnheiten in 30 Tagen durch Ankopplung?

Wissen allein verändert nichts – erst die Umsetzung in konkrete Gewohnheiten führt zu echter Entlastung. Doch der Versuch, neue Routinen zu etablieren, scheitert oft am inneren Schweinehund. Aktuelle Zahlen zeigen, dass wir in Deutschland durchschnittlich 80 bis 100 Mal täglich zum Handy greifen – meist unbewusst und automatisch. Um diese tief verankerten Muster zu durchbrechen, braucht es eine clevere Strategie: die Gewohnheits-Ankopplung.

Makroaufnahme von Kalendertagen mit Markierungen für neue Routinen

Das Prinzip ist einfach: Anstatt eine neue digitale Gewohnheit aus dem Nichts zu erschaffen, koppeln Sie sie an eine bereits bestehende, feste Alltagsroutine. Der morgendliche Kaffee, das Zähneputzen oder der Weg zur Arbeit sind solche festen Anker. Indem Sie die neue, gewünschte Handlung direkt vor oder nach diesem Anker platzieren, nutzen Sie die bereits vorhandene neuronale Autobahn in Ihrem Gehirn. So wird die neue Gewohnheit nicht als zusätzliche Anstrengung wahrgenommen, sondern als kleiner, logischer Anbau an eine bestehende Struktur.

Hier sind vier Beispiele für neue digitale Gewohnheiten, die Sie mit dieser Methode in 30 Tagen fest verankern können:

  • Gewohnheit 1: Bewusster Start in den Tag.
    • Anker: Der erste Schluck Kaffee am Morgen.
    • Neue Routine: Bevor Sie das erste Mal auf Ihr Smartphone schauen, nehmen Sie drei bewusste Atemzüge und fragen sich: „Was ist meine wichtigste Aufgabe für heute?“
  • Gewohnheit 2: Fokussierte Arbeitsphasen.
    • Anker: Das Hinsetzen an den Schreibtisch.
    • Neue Routine: Bevor Sie mit der Arbeit beginnen, schalten Sie alle Benachrichtigungen aus und stellen einen Timer auf 45 Minuten, in denen Sie ungestört an einer einzigen Aufgabe arbeiten.
  • Gewohnheit 3: Kontrollierte Social-Media-Nutzung.
    • Anker: Die Mittagspause.
    • Neue Routine: Planen Sie ein festes 15-Minuten-Fenster während Ihrer Pause für Social Media. Ist der Timer abgelaufen, schließen Sie die App konsequent.
  • Gewohnheit 4: Digitalfreier Abend.
    • Anker: Das Zähneputzen vor dem Schlafengehen.
    • Neue Routine: Nach dem Zähneputzen wird das Smartphone in einem anderen Raum an die Ladestation angeschlossen und bis zum nächsten Morgen nicht mehr berührt.

Durch diese kleinen, aber stetigen Anpassungen programmieren Sie Ihr Gehirn um und ersetzen unbewusste, stressfördernde Automatismen durch bewusste, entlastende Routinen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Digitaler Stress entsteht nicht durch die Technologie selbst, sondern durch unkontrollierte Nutzung und ständige Erreichbarkeit.
  • Die Lösung ist nicht radikaler Verzicht (Digital Detox), sondern das Erlernen von digitaler Souveränität durch bewusste Steuerung.
  • Kleine, an bestehende Routinen gekoppelte Gewohnheiten sind der effektivste Weg, um die Kontrolle über den digitalen Alltag zurückzugewinnen.

Wie spart ein smartes Zuhause deutschen Haushalten 600 Euro jährlich?

Die Erlangung digitaler Souveränität ist mehr als nur ein Mittel zur Stressreduktion; sie schaltet auch handfeste, messbare Vorteile frei. Ein smart vernetztes Zuhause ist hierfür das beste Beispiel. Während viele Deutsche laut einer Befragung des Digitalverbands Bitkom von 2024 bis zu drei Stunden täglich oft unproduktiv vor dem Smartphone verbringen, kann intelligent eingesetzte Technologie im Hintergrund Zeit und Geld sparen. Von smarten Thermostaten, die nur bei Bedarf heizen, über intelligente Steckdosen, die Standby-Verbrauch verhindern, bis hin zu vernetzten Waschmaschinen, die günstige Stromtarife nutzen – das Einsparpotenzial ist erheblich und kann für einen durchschnittlichen Haushalt leicht mehrere hundert Euro pro Jahr betragen.

Dieser finanzielle Gewinn ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Der wahre Wert liegt in der zurückgewonnenen mentalen Kapazität. Eine Studie zu den Auswirkungen von Digital Detox zeigt, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines Internetnutzers heute auf unter fünf Sekunden gesunken ist. Ständiges Springen zwischen Inhalten erschwert die Konzentration nachweislich. Die gute Nachricht ist jedoch, dass unser Gehirn neuroplastisch ist – es kann umlernen. Schon kleine Veränderungen, wie das Smartphone erst eine Stunde nach dem Aufstehen einzuschalten, zeigen positive Effekte auf die Konzentrationsfähigkeit.

Indem wir lernen, Technologie gezielt für uns arbeiten zu lassen – wie im Smart Home –, schaffen wir Freiräume. Diese freigewordene Energie und Aufmerksamkeit können wir dann in die Dinge investieren, die uns wirklich wichtig sind. Die Kontrolle über die Technologie führt somit nicht nur zu einem geringeren Stresslevel und finanziellen Einsparungen, sondern letztlich zu einer höheren Lebensqualität. Es ist der ultimative Beweis, dass eine bewusste Auseinandersetzung mit der Digitalisierung uns nicht nur handlungsfähig macht, sondern unser Leben in vielerlei Hinsicht bereichern kann.

Beginnen Sie noch heute damit, eine kleine, bewusste Änderung in Ihrem digitalen Alltag umzusetzen. Jeder Schritt, egal wie klein, ist ein Schritt hin zu mehr Kontrolle, Gelassenheit und digitaler Souveränität.

Geschrieben von Michael Hoffmann, Michael Hoffmann ist Diplom-Betriebswirt und seit 16 Jahren selbstständiger Unternehmensberater mit Schwerpunkt strategische Neuausrichtung und Krisenmanagement für deutsche Mittelstandsunternehmen. Er verfügt über operative Geschäftsführungserfahrung und begleitet jährlich 15-20 Transformationsprojekte.